Hebammen-Tipps für die ersten Tage nach der Geburt

Hebamme Jana Friedrich mit Tipps zu Babynahrung, Milchpumpen, Schnuller, und Babytragen

die häufigsten Fragen unserer Mamas gestellt und interessante Antworten bekommen.

Ist eine manuelle oder elektrische Milchpumpe die bessere Wahl?

Es kommt darauf an für welchen Zweck, bzw. wie oft man die Milchpumpe benötigt. Wenn es nur darum geht mal einen Abend auszugehen oder einen wichtigen Termin zu überbrücken, so wird eine Handpumpe auf jeden Fall ausreichen. Benötigt man sie für regelmäßige Termine, so ist eine elektrische Pumpe absolut sinnvoll. Denn das Handpumpen ist eine manuelle Tätigkeit, die auf Dauer anstrengend werden kann.

Bei der Auswahl kommt es wiederum etwas auf den Nutzen an. Wird man die Pumpe nur zu Hause in Gebrauch nehmen, so sind Gewicht, Größe und Lautstärke zweitrangig. Möchte man auch unterwegs, im Büro oder in anderen, etwas öffentlicheren Räumen pumpen, dann muss die Pumpe diesen Anforderungen entsprechen und am besten auch kabellos funktionieren, also mit entsprechenden Akkus ausgestattet sein. Viele Firmen stellen direkt Pumpen mit dem benötigten Zubehör, im handlichen Format, in einer passenden Tasche zur Verfügung.

Gibt es Gefahren, wenn eine Milchpumpe übermäßig oft verwendet wird? Auf welche Produktkriterien sollte man besonders achten?

Grundsätzlich kann man die Pumpe genauso oft verwenden, wie man auch Stillen würde, also ca. alle 1-4 Stunden. Die Pumpe sollte zwei Programme beinhalten, welche das Trinkverhalten eines Säuglings imitieren kann und stufenlos regulierbar sein. Wichtig ist, dass der Trichteraufsatz perfekt auf die Brust passt, damit die Brustwarze nicht unnötig belastet wird.

Kann es tatsächlich zu Kiefer- oder Zahnfehlstellungen kommen bei Verwendung eines Schnullers?

Menschenbabys sind Säuglinge. Sie stillen durch das Saugen an der Brust oder Flasche sowohl ihr Ess- & Trinkbedürfnis, als auch ihr Bedürfnis nach Nähe und Körperkontakt. Manchen Stillkindern und vielen Flaschenkindern reichen die Trinkphasen dafür aber nicht aus. Bei gestillten Kindern sollte die Stillbeziehung erst aufgebaut sein, bevor ein Schnuller dieses sensible System stört und vielleicht sogar zu einer Saugverwirrung führt. Sobald die Stillbeziehung steht, oder bei flaschengefütterten Kindern, kann ein Schnuller zur Beruhigung oder zum Einschlafen angeboten werden. Das ist grundsätzlich in Ordnung.

Jedoch kann es durch die Verwendung eines Schnullers, zu einer Fehlstellung der Schneidezähne kommen. Eltern sollten daher darauf achten, den Schnuller wirklich nur bei Bedarf, also zum Beispiel immer nur bei Müdigkeit des Kindes, anzubieten. Beim Lautieren oder Sprechen stört der Schnuller die Zunge in ihren Bewegungen und steht somit dem korrekten Spracherwerb im Weg. Dies sollte immer ohne Schnuller geschehen. Der Schnuller sollte möglichst leicht und weich sein.

Was muss bei Schnullern und Schnullerketten beachtet werden, damit sie die Sicherheit des Kindes nicht beeinträchtigen?

Schnullerketten können die Belastung der Zähne verstärken. Benutzt man sie, sollte man darauf achten, dass sie leicht sind und nicht am Schnuller ziehen.

Welches Material ist bei Schnuller am besten?

Welches Material man benutzt, ist ein bisschen Geschmackssache. Wichtig ist, die Schnuller auszutauschen, sobald das Material sich verfärbt oder spröde wird. Am besten man beachtet hier die Herstellerempfehlungen.

Welche Nahrungsergänzungsmittel sind tatsächlich sinnvoll – und welche sind sinnlos bzw. eventuell sogar gefährlich? Bzw. kann der Bedarf auch durch Lebensmittel gedeckt werden?

Das ist eine Frage, die sehr individuell beantwortet werden muss. Bis auf die Folsäure, die in der Schwangerschaft (eigentlich am besten schon kurz davor und dann bis zur 20.SSW) pauschal empfohlen wird, ist es sinnvoll, zunächst die eigenen Ernährungsgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen. Die meisten Stoffe können über eine ausgewogene Ernährung aufgenommen werden. Aber was ist ausgewogen? Das wird sehr unterschiedlich empfunden. Daher ist es sinnvoll mit der betreuenden Hebamme zusammen einmal die typische Nahrungsaufnahme eines Tages durchzusprechen. Sie kann dann genau abgestimmte Tipps geben oder wenn nötig, auch mal bestimmte Werte über eine Blutentnahme bestimmen.

Wenn ständig ein Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel besteht, kann das auch manchmal ein Hinweis auf einen Mangel sein. Das sollte man der Hebamme also unbedingt mitteilen.

Auf Alkohol sollten Schwangere unbedingt zu 100% verzichten und auch Nikotin ist natürlich schädlich für das ungeborene Kind. Ein bis zwei Tassen Kaffee oder schwarzer Tee dürfen, nach momentanem Forschungsstand, pro Tag genossen werden. Jedoch hemmen beide Stoffe die Eisenaufnahme im Körper und sollten daher immer in einem guten Abstand zur Nahrungsaufnahme (oder Tabletteneinnahme) aufgenommen werden.

Wenn das Baby getragen wird, worauf muss man in den ersten Lebenswochen und -monaten besonders achten, um Fehlstellungen zu vermeiden?

Babys sind Traglinge. Sie lieben es viel getragen zu werden und das Tragen tut ihnen sehr gut. Studien belegen, dass Kinder, die viel getragen werden, entspannter sind, weniger weinen und weniger Verdauungsprobleme haben. Wenn man Babys auf den Arm nimmt, gehen sie automatisch in die Anhock-Spreiz-Haltung. Das heißt sie ziehen die Beine an, und machen den Rücken rund. Diese natürliche Haltung sollte von einer Babytrage auch unterstützt werden. Tragetücher sind weich und individuell an jedes Kind anpassbar. So können selbst schon Frühchen in einem Tragetuch spazieren getragen werden. Tragen sind etwas fester und müssen nicht jedes Mal neu justiert werden.

Sind Tragetücher oder Babytragen (Gestell) die bessere Variante?

Für welche Tragevariante man sich letztendlich entscheidet ist sehr individuell und darf auch ein bisschen Geschmackssache sein. Jedoch muss die Trage dem Kind „passen“. Die Beine sollen gespreizt, aber nicht überspreizt sein. Dafür muss der Steg (auf dem das Kind dann sitzt) individuell angepasst werden können. Das Baby muss im Rücken gut stabilisiert werden, ohne dass die Trage den Rücken gerade drückt. Auch für die Eltern sollte die Trage bequem sein, damit sie lange Freude am Tragen haben und es gerne und viel tun. Tragen ist eine kleine Wissenschaft. Es kann hilfreich sein, eine individuelle Trageberatung in Anspruch zu nehmen.

Liegt es an körperlichen/hormonellen Voraussetzungen der Mutter, dass manche Babys nicht gestillt werden können – oder manchmal auch an der „Technik“? Und wie finde ich als Mutter heraus, ob es keinen Sinn macht, es weiter zu probieren?

Sehr selten gibt es Gründe dafür, dass es rein körperlich mit dem Stillen nicht klappt. Bei bestimmten Brustoperationen werden zum Beispiel die Milchgänge durchtrennt.

Die allermeisten Frauen können also (theoretisch) stillen. Dennoch ist der Stillstart manchmal sehr herausfordernd. Im ersten Freudentaumel bemerkt man manchmal nicht, dass das Kind nicht „richtig“ trinkt und es entstehen kleine Verletzungen, die dann lange weh tun und durch die ständige „Belastung“ nicht gut heilen. Oder das Baby schläft zunächst viel und möchte nicht oft genug trinken, um die Milchbildung gut in Gang zu bringen, so dass man am Anfang zusätzlich Pumpen muss. Es gibt viele Gründe für Anfangsschwierigkeiten, daher ist es gut, sich von einer Hebamme oder Stillberaterin begleiten und beraten zu lassen.

Gibt es Still-BHs, die aufgrund der Ausführung generell nicht empfohlen werden können?

Ein gutsitzender Still-BH ist eine sinnvolle Anschaffung. Er sollte Halt geben, ohne einzuschnüren. Denn in abgedrücktem Gewebe entsteht leicht ein schmerzhafter Milchstau. Daher empfiehlt es sich auch ein Model ohne Bügel, oder – wenn man großer Bügelfan ist – mit Gelbügeln zu wählen. Viele Frauen brauchen in der Stillzeit eine etwas größere Größe als sonst und eine Stilleinlage sollte auch noch Platz finden. Bei welcher Größe man letztendlich landet, zeigt sich erst nach dem Milcheinschuss, wenn die initiale Schwellung langsam wieder nachlässt.


Experten-Tipps

Redaktion

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